Maïdan
VORSTELLUNGEN
Donnerstag, 01.10., 16.45 Uhr, Festsaal
Montag, 05.10., 20.15 Uhr, Filmhauskino, in Anwesenheit von Sergei Loznitsa
Kaum eine Bewegung der jüngeren Geschichte hat Europa so nachhaltig verändert wie die Demonstrationen auf dem Maidan. Der preisgekrönte russische Regisseur Sergei Loznitsa (BLOKADA (1999), IM NEBEL (2007), MEIN GLÜCK (2010)) ist im Februar 2014 mit seiner Kamera auf dem Platz und beobachtet die letzten Wochen der Demonstrationen. Das Ergebnis ist ein großartiges Portrait über die Abläufe auf dem Maidan, aber auch über die Dynamiken einer solchen Revolution generell.
Das Erstaunliche an den Ereignissen auf dem Maidan waren die Bilder: Wehende Fahnen auf brennenden Barrikaden, einzelne unbewaffnete Menschen, die einer anonymen Übermacht an Soldaten gegenüberstanden. Bilder, die an Gemälde der französischen Revolution erinnerten.
Sergei Loznitsa sucht aber etwas anderes: Er beobachtet und schaut sich die Entwicklungen auf dem Maidan genau an. Was er sieht und hört sind Lautsprecherdurchsagen, Suppenküchen, die Demonstranten versorgen, Massen, die die ukrainische Nationalhymne singen, bis hin zu einem Polizisten, der getroffen von einem Dach fällt. Die Revolutionsbilder werden in einen Zusammenhang gestellt, der ihnen das Pathos nimmt. Loznitsa betreibt damit eine andere, faszinierendere Form der Geschichtsschreibung: Es geht um Prozesse, Dynamiken und den Versuch, geschichtliche Entwicklungen zu beobachten, ohne sie ideologisch zu deuten.
SERGEI LOZNITSA
Sergei Loznitsa wurde 1964 geboren und wuchs in Kiew auf. 1987 machte er seinen Abschluss am Polytechnischen Institut Kiew in Angewandter Mathematik. 1987 bis 1991 arbeitete er als Wissenschaftler am Institut für Kybernetik in Kiew und spezialisierte sich auf Künstliche Intelligenz. Bis 1997 studierte er zusätzlich Spielfilmregie am Gerassimow-Institut für Kinematographie (VGIK). Seit 1996 hat Loznitsa 14 Dokumentarfilme gedreht, die internationale Auszeichnungen gewannen, darunter auch den Archiv-Film BLOKADA, der 2007 bei NIHRFF zu sehen war. Sein Spielfilmdebüt MEIN GLÜCK feiert seine Premiere in Cannes 2010 gefolgt von IM NEBEL, der in Cannes 2012 den FIPRESCI Preis gewann.
FILMOGRAFIE
Portret (2002), Blokada (2005), Artel (2006), Mein Glück (2010), Im Nebel (2012), Maidan (2014)